Start am Marktplatz
Wir beginnen unseren Spaziergang durch Heilsbronn am Marktplatz. Hier befinden wir uns am Rande des eigentlichen Klosterbereichs und werden in die nachklösterliche Zeit versetzt. Der Marktplatz wird beherrscht vom Klosteramtsverwalterhaus (Bild), das 1622 an Stelle des von Markgraf Joachim Ernst im Jahre 1621 abgebrochenen fünfstöckigen Kornmagazins erbaut wurde. Es übernahm die Aufgaben, die vorher die Neue Abtei hatte, nämlich die Aufnahme der Amtsräume des Verwalters und die Wohnräume des Markgrafen. Rechts daneben sehen wir die heutige Pizzeria, die im Gastraum noch die gotischen Gewölbe des Marstalls sehen lässt. Gegenüber, auf der anderen Seite des Marktplatzes befindet sich das Klosterschlachthaus, das bereits zur frühen Klosterzeit hier seinen Standplatz hatte. Wegen der mit dem Schlachtbetrieb verbundenen Gerüche wurde es in einer angemessenen Entfernung zum inneren Klosterbereich errichtet. Der Platz wurde darüber hinaus deshalb so gewählt, weil quer über den Marktplatz die Schwabach, die in Heilsbronn entspringt, fließt. Sie wurde von den Mönchen in alten Gewölben gefasst und unter den wichtigen Gebäuden durchgeführt. Sie konnte die Schlachtabfälle aufnehmen und so entsorgen. Das gleiche gilt für die Abfälle des Marstalls und weiter des Dormitoriums und des Infirmitoriums, sie alle nutzten die Schwabach zur Entsorgung. Noch heute ist dieses sogenannte Schwabachgewölbe aus der Frühzeit des Klosters vorhanden und wird derzeit saniert. Es ist allerdings für den Besucher nicht zugänglich.
Entlang der Abteigasse zur Neuen Abtei
Wir verlassen den Marktplatz zwischen dem Marstall und der ehemals markgräflichen Küche, dem heutigen Hotel Klosterhof, hinein in die Abteigasse. Wir bleiben vor dem schönen Gebäude des Antiquariats Lowig stehen und schauen direkt auf den inneren Klosterbereich. Vor uns auf der rechten Seite sehen wir die Rückseite des ehemaligen Refektoriums, des Speisesaales der Mönche, links daneben erhebt sich mächtig die Fassade des ehemaligen Dormitoriums, des Schlafsaals der Mönche. Dazwischen erhalten wir einen bescheidenen Blick auf den Münsterplatz, wo früher der Kreuzgang war und das Münster teilweise sichtbar ist. Blicken wir weiter in die Abteigasse hinein, erschließt sich für unseren Blick das Gebäude der Neuen Abtei am Ende des ersten Teils der Abteigasse. Heute gibt es dem Religionspädagogischen Zentrum (RPZ) der evangelischen Kirche Raum. Hier werden die evangelischen Religionslehrer für ganz Bayern ausgebildet. Gehen wir durch den Torbogen des Südflügels der Neuen Abtei, stehen wir unvermittelt auf einem ansehnlichen Platz, der links die Größe der Neuen Abtei erkennen lässt und nach rechts das ehemalige Infirmitorium, das Krankenhaus der Mönche, noch erahnen lässt. Schweift unser Blick noch weiter nach rechts, sehen wir den gotischen Ostchors des Münsters.
Am Münster vorbei zur Klostermühle
Kurz bevor wir zum Münster gelangen (das am Ende des Spaziergangs beschrieben wird), biegen wir nach links ab und gehen einige Meter einen schmalen Weg, der uns zur Klostermühle (Bild) bringt. Am Ende des „Gänglas“ gehen wir etwas rechts und leicht bergan an der Umzäunung der Klostermühle entlang bis wir den schönsten Blick auf das auch aus der Klosterzeit stammende Gebäude mit dem schönen Fachwerk haben. Rechts an die Klostermühle angebaut sehen wir die ehemalige Klosterbackstube. Sie ist die Heimat der Honigkuchen (Libeti), die nachweisbar bereits Anfang des 15. Jahrhunderts in den sogenannten Heilsbronner Höfen (Kaufhäusern) verkauft wurden. Im Heilsbronner Hof von Nürnberg sind sie ebenfalls verkauft worden. Daraus wurden später die heute weltbekannten Nürnberger Lebkuchen. So war 1999 im Bayerischen Rundfunk (Frankenschau) beim Frankenrätsel die Frage: "Woher stammmen die Nürnberger Lebkuchen? - Die richtige Antwort lautete: Aus Heilsbronn.
Weiter durch die Pfarrgasse zur Hauptstraße
Wenn wir jetzt die Pfarrgasse leicht berauf gehen, führt auf der rechten Seite eine kleine Gasse in die Richtung, aus der wir kommen nach unten. Dort gehen wir über die Straße und sehen einen kleinen Durchgang zwischen den Häusern, den wir gehen, um gleich staunend vor der Südfassade des Münsters mit dem Dachreiter zu stehen. Wenn wir den schönen Blick ausreichend genossen haben, wenden wir uns nach links und gehen den schmalen Fußweg am Evangelischen Kindergarten entlang aufwärts und kommen wieder in die Pfarrgasse. Wo der Fußweg in die Pfarrgasse wieder einmündet, blicken wir geradewegs auf den einzigen erhaltenen Turm der ehemaligen Klostermauer, den Achillesturm (Bild), im Volksmund Achellesturm genannt. Er war zur Klosterzeit der einzige direkte Zugang der Markgrafen in das Klostergebiet - ohne Kontrolle durch das Kloster und zu jeder Tages- und Nachtzeit. Wir gehen nach rechts weiter und kommen bei der Hälfte des Weges zur Hauptstraße links blickend, am ehemaligen Castrum der Grafen von Abenberg vorbei. Nach deren Aussterben in der männlichen Linie, erbten die Hohenzollern den Grundbesitz. Bereits seit 1747 ist es ununterbrochen bis heute evangelisches Pfarrhaus.
Ein Ausflug in die neuere Zeit
An der Hauptstraße angekommen, gehen wir nach links und machen einen Ausflug –auch – in die neuere Zeit. Unser Blick wird frei für ein Denkmal, das Prinzregent Luitpold gewidmet ist und 1911 errichtet wurde. So haben wir auch eine Erinnerung an die Wittelsbacher in Heilsbronn. Hinter dem Denkmal erhebt sich majestätisch der „Dicke Turm“ oder Katharinenturm. Katharinenturm deshalb, weil er bei Abbruch der an dieser Stelle stehenden Katharinenkirche aus den Abbruchsteinen als Wohnturm errichtet wurde. Auf der anderen Seite des Kammereckerplatzes, auf dem wir uns jetzt befinden, steht das Rathaus, das vorher einmal Amtsgericht war und 1916 zum Rathaus umgebaut wurde. Doch nicht alles ist aus der jüngeren Vergangenheit, denn das dahinter stehende Gasthaus zum Adler (Bild) besteht als Gebäude bereits seit Anfang des 13. Jahrhunderts. Ursprünglich Klostergasthaus für durchziehende Jakobspilger und für die Ausgabe der Brote an die Armen, blieb es bis heute als Gaststätte erhalten. Der Name Steinhof weist darauf hin, dass es sich um ein "Steingebäude" handelte, was in der damaligen Zeit völlig unüblich war.
Im engeren Klosterbereich
Vom Kammereckerplatz gehen wir die Hauptstraße entlang zurück und sehen
vor uns das renovierte und mit einem gläsernen Aufzug, statt bisher
einer schönen Doppeltreppe versehenen Konventhaus. Auf der anderen Straßenseite sehen wir die Gebäude der Gaststätte Klosterbräu Gundel und
können an der Hauswand lesen, dass hier einmal die Alte Abtei gestanden
habe. Gehen wir in den Hof des Brauereianwesens (bitte Rücksicht walten
lassen, da es Privatbesitz ist) kommen wir zu einer Rarität, die
ihresgleichen sucht.
Gemeint ist die Spitalkapelle (Bild), auch
einfach Kanzel genannt. Neben der Spitalkapelle stand früher das
Spital, das im 18. Jahrhundert auf Abriss verkauft und auch restlos
abgerissen wurde. Die bereits 1266 erwähnte Spitalkapelle, wurde ebenfalls Anfang
des 18. Jahrhunderts an einen Privatmann verkauft. Dieser riss das Dach
der Kapelle ab und errichtete darauf ein Wohnhaus. So entstand dieses
auf der Welt einmalige Gebäude.
Münsterplatz
Wenn wir unseren Blick von dem schönen Haus, der Spitalkapelle,
wieder lösen können, gehen wir zurück auf die Hauptstraße, überqueren
sie und kommen links am Konventhaus vorbei auf den Münsterplatz. Hier
fällt uns gleich ein kleines Brunnenhaus, der sogenannte Heilbrunnen
auf. In seinem Inneren plätschert das Wasser der in der Münsterkirche
entspringenden Schwabachquelle (eine von fast 30 Schwabach-Quellen in
und um Heilsbronn).
Ein Stück weiter stehen wir an dem Platz,
an dem früher der Kreuzgang mit seinem Brunnenhaus und dem
Dreischalenbrunnen (wurde im 30-jährigen Krieg zu Kanonenkugeln
umfunktioniert) stand. Auf der linken Seite sehen wir noch die Ansätze
des Kreuzganges am Refektorium. Außerdem können wir sehen, dass dieses
Gebäude einmal ein schönen großen Eingang hatte mit einem romanischen
Eingangstor, das kurz vor Kriegsende im Germanischen Nationalmuseum in
Nürnberg durch Bomben zerstört wurde. Eine Kopie in Terrakotta hat sich
allerdings erhalten und befindet sich an der Friedenskirche in Potsdam
(siehe auch unter Geschichte). Daneben erhebt sich der Neu-Anbau des
Dormitoriums, der zum heutigen Komplex des RPZ gehört. Wenn wir uns
umdrehen stehen wir vor dem Heilsbronner Mümnster (Bild), das im Jahre
1132 begonnen um im 15. Jahrhundert vollendet wurde. Aber auch in den späteren Jahrhundetren gab es noch Veränderungen. Es lohnt sich, dem
Münster einen Besuch abzustatten. Heilsbronn nennt sich auch die
„christliche Schlafkammer Frankens“, weil in der in der Zeit von 1297
bis 1625 die Mitglieder der Hohenzollern, damals Burggrafen von
Nürnberg, Markgrafen von Ansbach und später Kurfürsten von Brandenburg,
bestattet wurden. Außerdem wurden eine Vielzahl weiterer Adeliger im
Münster beerdigt. Insgesamt wurden etwa 500 Personen im Münster bestattet. Die Mönche wurden außerhalb des Münsters im Friedhof
neben der Kirche beerdigt.
Die Baugeschichte des Heilsbronner Münsters finden Sie unter "Baugeschichte des Münsters".
Eine Beschreibung etlic her Kunstwerke im Münster finden Sie unter "Münster - Teil 1 und 2".