Randersacker und das Zisterzienserklosters Heilsbronn

Propstei Randersacker des Zisterzienserklosters Heilsbronn
Teil 1
Das Zisterzienserkloster Heilsbronn (gestiftet 1132 von Bischof Otto von Bamberg) konnte durch Kauf und durch Schenkungen einen beachtlichen Besitz erwerben, so dass es schließlich zu einem der größten Grundherren (jene, die die Herrschaft über Grund und Boden ausübten) zwischen Main und Donau wurde. Es handelte sich dabei um Streubesitz in fast 300 Dörfern und Weilern. Die Verwaltung war in sechs Sprengel organisiert: in vier Propsteien mit einem Mönch als Propst an der Spitze.
Nahe dem Kloster lag die Propstei Bonnhof,
in Neuhof war die Zentrale für die Besitztümer an Zenn und Aisch,
in  Merkendorf für jene an Altmühl und Wieseth
und für die Weinberge um Würzburg war Randersacker der Sitz eines Propstes.
Daneben gab es noch zwei Ämter in Nürnberg und in Nördlingen.
Im Jahre 1402 waren insgesamt 1259 Grundholde (jene, die den Besitz des Grundherrn nutzten) verzeichnet.

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Heilsbronn wird Grundherr in Randersacker

Für Randersacker sind anfangs sehr viele Grundherren belegt.
Karl d. Gr. ordnete 813 im Aachener Capitulare an:
Wo sich taugliche Leute finden, sollen sie von Amtsleuten Wald zum Reuten zugewiesen erhalten. Nachdem immer weniger kleine Bauern und auch Edle dafür zur Verfügung standen, ging die Rodungsarbeit nicht mehr von den Markgenossen und den freien Bauern aus, sondern von geistlichen und weltlichen  Grundherren.
Die ursprünglich von königlichen Amtsgrafen betreuten Gaue – also das Königsland – kam so immer mehr in die Hände der Bischöfe, die viele geistliche Vorrechte hatten (1168 wurde z.B. der Bischof von Würzburg durch Barbarossa mit der kaiserlichen Gerichtsbarkeit belehnt). Der Bischof trat nun gegenüber dem Reich als Lehensträger auf.
Der Bischof vergab zahlreiche Rechte an den Dompropst und das Domkapitel (geistliche Körperschaft an der Bischofskirche, bestehend aus Propst, Dekan, Kapitulare und Vikare). Dank der Teilung des Grundbesitzes und der Nutzungsrechte zwischen Bischof und Kapitel war das Domkapitel, es bestand aus 24 Mitgliedern, wirtschaftlich unabhängig; beide führten übrigens den fränkischen Rechen im Wappen.
Auch in der Gemarkung Randersacker hatte das Domkapitel zahlreiche Rebanlagen.  Die Steuern und Gefälle wurden in der Form des Zehnten eingenommen.
Im Jahre 1198, also etwa 60 Jahre nach  der Gründung des Klosters, verkaufte der Kanoniker Berno das Erbrecht am Weinberg am Velletor an das Kloster Heilsbronn – unter der Voraussetzung, dass die jährliche Abgabe weiterhin an  das Domkapitel geleistet wird. Aus dem genannten Weingut ging der Mönchshof in Randersacker hervor.
Als Papst Innozenz III. 1206 und 1249 Innozenz IV. dem Kloster Schutz zusprachen, verbunden mit Zehntfreiheit und anderen Rechten, findet sich unter dem einzeln aufgeführten Klosterbesitz auch das Weingut am Velletor sowie Güter in Sommerhausen, Winterhausen und in Würzburg.
Durch Schenkungen, Tausch und Kauf konnte das Kloster seinen Besitz in Randersacker immer mehr vergrößern. Der ursprünglich besitzende Bauer wurde so zum Abhängigen des Eigentümers, des Lehensherrn. Die Weingrundherrschaft wurde zur eigentlichen Wirtschaftsform.

Erwerbungen des Klosters in Randersacker
1219 vermachen der kaiserliche Küchenmeister Heinrich und seine Frau Gunda dem Kloster zu ihrem Seelenheil sechs Morgen Weinberge am Rothberg.
1240 verkauft Ludwig, Graf von Hohenlohe, dem Kloster einen Weinberg für 124 Talente in der gleichen Lage.
1250 bekommt das Kloster einen halben Weinberg übereignet.
1250 kauft das Kloster von einer Witwe alle Gerbrunner Äcker.
1263 verkauft das Kloster Langheim 30 Morgen Weinberge an sein Heilsbronner Schwesterkloster.
1272 schenkt Heinrich von Randersacker, gen. Betelmann, dem Kloster acht Morgen Weingärten an der Winterleite.
1287 übertragen der Leutpriester Conrad und die gesamte Gemeinde dem Kloster eine Insel im Erbrecht, weil diese durch dort ihr Unwesen treibende Dirnen verwüstet wurde.
1303 verkauft der Konvent des Klosters Ebrach seine Besitztümer (zwei Klosterhöfe, einige Häuser, 110 Morgen Weinberge und mehrere Äcker zwischen Würzburg und Randersacker) für 6.600 fl an sein Tochterkloster Heilsbronn.
1301 kauft Heilsbronn 62 Morgen Ackerland in der Au.
1317 schenkt die Witwe des Heinrich Virnkorn dem Kloster 11,5 Morgen Weinberge am Lämmerberg als Seelgerät für ihren Mann.
1318 verkauft das Kloster St. Burkard zwei verödete Randersackerer Weinberge.
1328 und 1331 schenkt die Witwe des Konrad Staud dem Kloster zwei Morgen Weinberge im Altenberg und zwei Morgen auf dem Bromberg.
1333 kauft das Kloster einen Acker auf dem Berg und einen in der Aue.
1337 schenken fromme Frauen vier Morgen auf dem Stöcklein und auf dem Marsberg.
1346 gibt Bischof Albrecht II. von Hohenlohe dem Kloster fünf Morgen Randersackerer Weingärten.
1389 kauft Heilsbronn von Jutta von Armberg vier Morgen am Schreiber, zwei Morgen in den Rüdern,  zwei Morgen am Altenberg, fünf Morgen am Gersberg, fünf Morgen am Langweg und vier Morgen am Pfülben.
Von 1432 bis 1462 werden unter dem Abt Kötzler weitere sechs Morgen in der Stockleiste,  zwei Morgen am Lämmerberg, vier Morgen jeweils am Marsberg, am Altenberg, am Gries, an der Winterleiten und an der unteren Gasse  erworben.
Im 14. und 15. Jahrhundert werden weitere Güter erworben: 40 Morgen am Lämmerberg, fünf Morgen auf dem Gieshügel, sieben Morgen am Spielberg, fünf Morgen am Langen Berg und vier Morgen am Alten Berg.
Nach Aussage der Chronik erwarb das Kloster im Laufe der Zeit über 1000 Morgen Weingärten und Ackerland.
Als 1280 Bischof Berthold II. von Sternberg zur Rückeroberung seiner Burg in Löwenstein Kapital benötigte, verkaufte er deshalb dem Kloster  alle Zinsen, Pensionen und Prekarien die auf dem Hof Velltor und seinem übrigen Besitz in Randersacker ruhten.

Anmerkungen:
 1 Morgen ist die Fläche, die ein Mann im ebenen Feld vormittags abmähen konnte – etwa 2000 Quadratmeter. Dafür fielen im Jahr etwa 600 Stunden an; heute muss ein motorisierter Steillagenarbeiter dafür etwa 120 Stunden aufwenden.
Bei den Übertragungen um des Seelenheiles willen, wurde das bisherige Eigentum in die Hand des neuen Besitzers, also hier des Klosters, gelegt und evt. als Leihe zurückerhalten. Erst mit der Säkularisierung und den Ablösungsgesetzen des 19. Jahrhunderts wurde der kirchliche  Landgewinn zurückverteilt.

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Blütezeit des Mönchshofs
Nach dem Einzug der Ordensleute erhielt das Gut den Namen Mönchshof.
Viele spätere Prioren und  einige Äbte (Weibler und Greulich) hatten sich als Pröpste in Randersacker so bewährt, dass sie dann mit den höheren Ämtern betraut worden sind.
Ursprünglich war der Sitz der Propstei in Sommerhausen, durch das starke Anwachsen des Besitzes erfolgte dann die Verlagerung und in diesem Zusammenhang wurde auch die Thomaskapelle gebaut.
Zwischen Heilsbronn und Randersacker sollen so viele Fuhrwerke unterwegs gewesen sein, dass sich die Äbte oft über Mangel an Tieren und Wagen beklagten. Im gesamten Klostergebiet und in den Klosterwirtshäusern wurde nur Wein getrunken. Der Randersackerer Wein war den Gästen im Kloster vorbehalten, für die übrigen Zwecke und den Ausschank in den Wirtshäusern wurden jährlich 200 Fuder (je Fuder 12 Eimer zu je 72 Maß) benötigt. Dieser Wein war weniger qualitätsvoll, er kam aus Uffenheim, Ulsenheim, Einersheim, Reusch, Wiebelsheim, Ippesheim, Bullenheim, Hüttenheim Willanzheim, Ickelheim; er wurde teilweise gekauft. 1476 kostete ein Fuder Randersackerer 6 bis 12 Gulden, in Humprechtsau dagegen nur 4 Gulden. In weinarmen Jahren bezog man aus Schwabach  zusätzlich Bier.
Wenn man die Weinmengen betrachtet, so muss man bedenken, dass die Gastfreundschaft des Klosters in unvorstellbarem Maße ausgenutzt worden ist. 1346 kam Kaiser Ludwig mit großem Gefolge nach Heilsbronn, die Ausgaben beliefen sich auf 470 Talente – so viel kosteten 6 Morgen Weinberge am Pfülben oder am Spielberg. Demgemäß erhielt das Kloster Heilsbronn auf dem Konzil zu Basel auch besonderes Lob für seine Gastfreundschaft und für die fromme Weltentsagung der Mönche.
Diese selbst tranken hauptsächlich Wasser. Auf ihren Tisch kam vorwiegend Grieß- und Hirsebrei, Gersten-, Erbsen- oder Linsensuppe, Kohl, Rüben und Roggenbrot.
Als Luthers Lehre auch Eingang in Heilsbronn gefunden hatte und es zu gären anfing, versuchte der Abt seine Brüder damit zufrieden zu stellen, dass sie wöchentlich einmal Fleischspeisen und an bestimmten Tagen gewürztes Käse- oder Erbsengericht bekamen.

Durch den Verkauf erzielte Überschüsse wurden in eigene Gewerbe gesteckt, z. B. in die Filzproduktion – Heilsbronn war bekannt für die Herstellung von Filzstiefeln, die auch für die Mönche im Winter eine gewisse Erleichterung darstellten.
Der ursprünglich stadtfeindliche Orden suchte bald in den Städten Fuß zu fassen, und so gab es Stadthöfe in Nürnberg, Ansbach, Bamberg, Würzburg, Windsheim Heidelberg und Eichstätt. Vom Hof in Würzburg (seit 1142) weiß man, dass dort Stellplätze für 150 Pferde, große Keller, Speicher und Wohnräume  waren. In den Städten gingen die Bürger gerne in den Heilsbronner Hof, denn dort war kein Ungeld (eine Art Umsatzsteuer) zu bezahlen und deshalb war der Wein kostengünstiger als in den einheimischen Wirtshäusern.
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